Story

Eine ausgefallene Willkommensgeste

Ein kleines Weinfass zur Begrüßung des neuen Fuldaer Bischofs Dr. Michael
Gerber

Weinhändler Jupp Hahner und Bischof Dr. Michael Gerber bei der Übergabe des Weinfasses.
Foto: osthessen-news.de, Bernd Vogt

Es ist eine alte Tradition in Weinregionen, dass ein neuer Bischof zu seiner Amtseinführung als Willkommensgabe ein Weinfässchen erhält. Bereits bei der Weihe des Fürstbischofs Julius Echter im 16. Jahrhundert in Würzburg, ist ein solches „Fässlein“ unter anderem zur Gabenbereitung an den Altar gebracht worden. Dabei handelt es sich nicht nur um ein gewöhnliches Holzfass, sondern um eine fein gearbeitete Schnitzkunst, die das Wappen und den Wahlspruch des neuen Bischofs zeigt.

Mit dieser traditionellen Geste möchte auch der Fuldaer Weinhändler Jupp Hahner den neuen Bischof Dr. Michael Gerber, wie bereits seine Vorgänger aus früheren Jahren, als neues Oberhaupt des Fuldaer Bistums in unserer Stadt begrüßen. Deshalb überreicht er Ihm zu seiner Amtseinführung am 31. März 2019 in Fulda das liebevoll geschnitzte Weinfass.

Unter den Händen der jungen Bildhauerin Johanna Helle entstanden die Schnitzereien für das Weinfässchen in Bischofsheim. Jupp Hahner hat extra eine Künstlerin aus der Rhön beauftragt um die regionale Verbundenheit der Bischofsstadt mit der Rhön zu unterstreichen. Die junge Künstlerin betreibt hier eine eigene Kunstgalerie. Gerade in Bischofsheim, so Johanna Helle, genieße die Kunst und vor allem die Bildhauerei eine hohe Wertschätzung.

Was Sie mit ihren Händen, dem Klüpfel und Schnitzeisen präzise in Holz zaubert, ist beeindruckend. Es erfordert Geduld, Geschick und eine ruhige Hand um langsam durch das Ablösen von kleinen keilförmigen Holzspreißeln das Bischofswappen in ein Eichenfass zu schnitzen. Die Arbeit mit Eichenholz sei besonders schwierig, so Johanna Helle, weil es viel härter als das üblicherweise
zum Schnitzen genutzte Lindenholz ist. Sie möge aber die Arbeit mit Eiche besonders gerne und hat sogar ihr Gesellenstück in Eichenholz angefertigt.

Es ist eine Herausforderung mit dem Schnitzeisen die richtige Tiefe zu treffen, denn nur maximal vier Millimeter tief darf in das Holz geschnitten werden. So arbeitet sich die Künstlerin langsam und konzentriert Schritt für Schritt voran um das Bischofswappen und den Wahlspruch „Tecum in Foedere – Mit Dir im Bund“ präzise auszuarbeiten. Nachdem die Schnitzerei vollendet ist, wird das Wappen farblich gestaltet und verziert. Stolz betrachtet Johanna Helle ihr vollendetes Werk und betont, es sei ihr eine Ehre gewesen, diese Arbeit für den neuen Bischof von Fulda gefertigt zu haben.

Bereits Dr. Gerbers Amtsvorgänger Bischof emeritus Heinz Josef Algermissen hat ein solches Eichenfass mit Bischofswappen und Wahlspruch als Geschenk des Weinhauses Hahner in Fulda erhalten. Die Weinfässer mit den jeweiligen Wappeneiniger vorangegangener Bischöfe können heute noch in der Ausstellung des Dommuseums begutachtet werden.

Das Fässchen ist natürlich nicht leer, sondern mit einem Messwein aus Hammelburg gefüllt, der in Weinbergen, die ehemals zum Kloster Fulda gehörten, gewachsen ist. Heimweh braucht er im fernen Fulda wegen des Weines nicht zu bekommen.

Wer mehr über die Künstlerin Johanna Helle erfahren möchte, kann sie in ihrer Galerie auf dem Bischofsheimer Marktplatz montags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr, dienstags und samstags von 13 bis 17 Uhr besuchen. Dort zeigt sie einen Querschnitt verschiedener Arbeiten aus Holz, Gips, Metall und Zeichnungen. Bildhauerei, Grafiken und Drucke gehören zu ihren Schwerpunkten. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit in Bischofsheim arbeitet sie eng mit der Lebenshilfe zusammen und bietet Schnitzkurse an.

Sehen Sie ein Video der Fassübergabe von Osthessen-news:

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“Tecum in Foedere – Mit Dir im Bund”

Wahlspruch des Bischofs von Fulda

Die Geduld der Künstlerin Johanna Helle mit Schnitzeisen feinste Konturen in das Eichenfass zu zaubern ist bewundernswert.

Jupp Hahner